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Xenotransplantation - Tiere als Ersatzteillager
Bei der Xenotransplantation werden artfremde Organe, also von einer Tierart zur anderen oder vom Tier auf den Menschen, verpflanzt. Das Ziel ist es, insbesondere Schweineorgane als unbegrenzt zur Verfügung stehende Ersatzteile auf den Menschen zu übertragen. Seit Jahrzehnten werden dazu Tierversuche an Affen, Schweinen und anderen Tieren durchgeführt. Für die Tiere ist dies mit ungeheurem Leid verbunden. Tiere, deren Organe wir Menschen bekommen sollen, müssen mehrfach genetisch manipuliert werden. Sie müssen in Isolation leben und ihnen wird das Recht auf ein würdevolles und schmerzfreies Leben genommen. Die Affen als Organempfänger sterben meist innerhalb weniger Stunden bis Tage qualvoll an der Abstoßungsreaktion. Das Leid der Tiere verschafft uns Menschen aber keinen Fortschritt. Bisher sind alle Xenotransplantationen vom Tier auf den Menschen gescheitert. Zudem kann niemand die Langzeitrisiken einer Xenotransplantation genetisch veränderter Organe voraussehen. Die Übertragung von Krankheitserregern ist eine reelle Gefahr. Wenn weiter am Traum der Xenotransplantation festgehalten wird, spielen wir nicht nur mit dem Leben der Tiere sondern auch mit dem Leben von unzähligen Menschen. EinleitungDerzeit finden diese Xenotransplantationen vor allem im Labor statt. Meist werden dabei Schweinen Zellen oder ganze Organe entnommen und auf Affen, hauptsächlich Paviane, übertragen. Irgendwann, so hoffen die Forscher, werden Schweine auch als „Organspender“ für den Menschen schnell und in unbegrenztem Umfang zur Verfügung stehen. Affen sind dem Menschen evolutionsbiologisch und anatomisch zwar näher, jedoch sind vor allem Menschenaffen vom Aussterben bedroht und in manchen Kreisen wird es als ethisch vertretbarer angesehen, Schweine für diese Zwecke zu verwenden [1, 2].
Die Geschichte der XenotransplantationBereits im 17. Jahrhundert fanden erste „Xenotransplantationen“ in Form von Bluttransfusionen zwischen Tier und Mensch statt [8]. Seitdem sind viele Jahrhunderte vergangen und bis in die 1990er Jahre hinein gab es immer wieder vereinzelte Versuche Organe von Tieren auf Menschen zu übertragen. Zum Beispiel verstarb 1984 ein Säugling („Baby Fae“) mit Herzfehler 20 Tage nach der Transplantation eines Pavianherzens [3, 9]. 21 Jahre zuvor waren 13 Patienten Nieren von Schimpansen transplantiert worden; der letzte von ihnen starb neun Monate später an einer Lungenentzündung [8, 10]. K.O.-SchweineEines der Hauptprobleme bei Organtransplantationen ist das Immunsystem, das eigentlich dafür sorgt, dass Fremdstoffe vom Körper abgestoßen und bekämpft werden. Doch gerade hier ist das kontraproduktiv, denn das Organ soll ja möglichst lange im Körper des Empfängers bleiben und funktionieren. Erreicht wird dies normalerweise durch Immunsuppressiva, doch die Immunsysteme zwischen verschiedenen Spezies sind viel weiter voneinander entfernt als die Immunsysteme innerhalb einer Spezies.
Im Laufe der Zeit wurden immer wieder neue genetische Manipulationen erdacht, die die Immunreaktionen und damit die Abstoßung des Organs verhindern sollten. So z.B. Schweine, die menschliches Komplement (Proteine des Immunsystems) produzieren. Da die Komplementfaktoren auch als Rezeptoren für verschiedene Viren fungieren, wird das Tier dadurch aber auch anfällig für Viren, die normalerweise nur beim Menschen zu finden sind, wie zum Beispiel Masern- oder ECHO-Viren [21], die wiederum auf den Empfänger übertragen werden können. Jede Lösung trägt ihr eigenes Problem in sich. VirenBisher ist nicht abschließend geklärt, ob und wenn ja, welche Krankheitserreger vom „Spender“tier auf den Empfänger, d.h. den Patienten, übertragen werden können. Große Sorge bereitet der Wissenschaft u.a. das Endogene Retrovirus des Schweines (PERV), ein Virus, das zumindest bei in-vitro-Versuchen (Versuche mit Zellen/Zellkulturen im Reagenzglas) auch menschliche Zellen befallen kann. Dabei sind auch bereits rekombinante humane PERV beim Schwein gefunden worden [23-25]. Zwar ist eine Infektion des Menschen bisher außerhalb des Labors noch nicht beobachtet worden, aber das ist kein Beweis für die Unbedenklichkeit einer Xenotransplantation zwischen Schwein und Mensch. Denn keiner kann absehen, wie ein immunsupprimierter Mensch auf die Exposition gegenüber diesen Viren reagieren wird, insbesondere wenn man bedenkt, wie machtlos wir auch heute noch vielen Virusinfektionen gegenüberstehen. Das PERV macht das Schwein nicht krank (so wie z.B. auch eine Infektion mit dem Cytomegalievirus einen Menschen mit einem normalen Immunsystem i.d.R. nicht krank macht), doch das bedeutet nicht, dass dies bei anderen Spezies auch so ist [3]. Eine Form des Herpesvirus z.B. gehört zur natürlichen Flora von Klammeraffen, verursacht bei anderen Spezies aber Blutkrebs [3]. Weitere Viren, die zum Problem werden könnten sind u.a. das Schweine-Cytomegalievirus (PCMV), das bei Affen, denen Schweineorgane transplantiert worden sind, zu Gerinnungsstörungen geführt hat [1, 24, 47] oder auch das lymphotrope Herpesvirus des Schweines (PHLV) [4, 47].
Menschen und Schweine passen nicht zusammenDoch nicht nur das Immunsystem und Infektionen sind dafür verantwortlich, dass Xenotransplantationen versagen können. Schuld sind häufig Störungen des Gerinnungssystems: Thrombosen [2, 14, 22], thrombotische Mikroangiopathie (Bildung von Blutgerinnseln in vielen kleinen Gefäßen) sowie die sog. Verbrauchskoagulopathie (sog. Disseminierte intravasale Gerinnung oder DIC), bei der innerhalb kürzester Zeit Gerinnungsfaktoren des Empfängers für die Bildung von Blutgerinnseln verbraucht werden und somit nicht mehr für die normale Blutgerinnung zur Verfügung stehen. Dadurch kommt es wiederum zu einer erhöhten Blutungsneigung [20]. Da diese Mechanismen unabhängig vom Immunsystem ablaufen [20, 22], kann man sie durch Manipulation am Immunsystem des „Spenders“ nicht umgehen. Schuld ist die Inkompatibilität zwischen den verschiedenen Gerinnungssystemen [8, 11, 18, 20, 22, 26]. Ein Beispiel ist der sog. von Willebrand-Faktor (vWF), der beim Menschen normalerweise bei Gefäßverletzungen aktiviert wird. Der vWF und andere Gerinnungsfaktoren können aber auch über Speziesgrenzen hinaus wirken [27]. Das heißt der vWF des Schweines bindet an menschliche Gerinnungsfaktoren; die Folge ist eine Aktivierung der Blutplättchen und die Bildung eines Blutgerinnsels, welches das Gefäß verstopft [22, 26]. Auch andere Gerinnungsfaktoren, wie z.B. Thrombin, stellen die Xenotransplantation vor gewaltige Probleme [4].
Bei der Transplantation eines Schweineherzen auf Menschen sind die unterschiedlichen anatomischen Voraussetzungen zu bedenken. Ein Herz, das dafür ausgelegt ist, in die Waagerechte zu pumpen, muss nun einen aufrecht gehenden Menschen versorgen. Manche Schweinerassen neigen – bedingt durch ein schwaches Herz – bei der kleinsten Aufregung zu Überhitzung (maligne Hyperthermie). Wie soll ein solches Herz den Belastungen des Menschenalltags standhalten? Niemand kann abschätzen, wie ein Schweineherz auf den menschlichen Lebenswandel reagiert, auf den anderen Hormonhaushalt, auf die sehr viel höheren Cholesterinwerte des Menschen, die zur Verstopfung der Blutgefäße führen könnten. Auch bei der Transplantation anderer Organe können Probleme auftreten. Nach der Transplantation einer Schweineniere auf Affen kommt es zum Beispiel zu einer Proteinurie, d.h. einer zu starken Ausscheidung von Proteinen über den Urin. Eines der wichtigsten Proteine, das Albumin, geht deshalb verloren (sog. Albuminämie) [20]. Denn nach der Transplantation fällt die Albuminkonzentration des Affen auf die des Schweines ab [20].
Die Lunge des Schweines unterscheidet sich von der des Menschen in ihrer Mikroanatomie, denn sie enthält sog. pulmonale intravaskuläre Makrophagen (PIM), Zellen, die u.a. die Gerinnungsfaktoren beeinflussen und zur Verengung der Lungengefäße führen [28]. Zudem filtern sie Bakterien und andere Fremdstoffe aus dem Blut [26] und stehen im Verdacht beim Lungenversagen für die schnelle Entwicklung eines Lungenödems und für den Blutdruckanstieg in der Lunge (sog. pulmonale Hypertension) verantwortlich zu sein [26]. Vom Labor- auf den OP-Tisch?Die Szenarien, die im Labor künstlich erzeugt werden, haben mit der Realität nichts gemein und so stellt sich die Frage nach der Übertragbarkeit der Laborergebnisse auf die Klinik. „Labortiere“ sind standardisiert, haben alle die gleiche „Erkrankung“, keine Begleiterkrankungen, keine Medikamentenanamnese und oft haben sie auch aufgrund von Inzucht dieselben genetischen Voraussetzungen; sie sind gleich alt und gleich schwer. Ganz im Gegensatz zu Patienten mit Leberversagen, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder einem Herzfehler.
Ein Leberversagen wird im Labor simuliert durch die teilweise Entfernung der Leber, Gabe von Tetrachlormethan oder Galactosamin, Bestrahlung, genetische Manipulationen oder auch Abbinden des Gallengangs [30, 31].
Auch nach der Transplantation gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Labor und Klinik. Die Tiere, die im Labor xenotransplantiert wurden, werden maximal ein paar Monate beobachtet. Langzeitfolgen der Xenotransplantation (Die Inkubationszeit von Viruserkrankungen kann sehr lang sein (Beispiel: HIV, Hepatitis-Viren) [3].) oder auch eine chronische Abstoßung können somit nicht untersucht werden.
Im Tierversuch erhalten die Empfängertiere eine aggressive immunsuppressive Therapie, deren Nebenwirkungen beim Menschen wohl kaum zu tolerieren wären. Denn die Immunsuppression bei einer Xenotransplantation müsste wesentlich stärker sein als bei Transplantationen von Mensch zu Mensch (sog. Allotransplantation) [7, 21], obwohl die heutige Immunsuppression eigentlich schon jetzt an der Grenze dessen ist, was noch toleriert werden kann [7]. Eine Infektion, die gesunde Menschen wahrscheinlich nicht einmal merken würden, kann bei organtransplantierten und somit immunsupprimierten Patienten zum Tod führen. Hinzu kommt das erhöhte Risiko einer Krebserkrankung unter Immunsuppression.
Der (Alb)traum der WissenschaftWissenschaftler träumen von einer Welt, in der nicht mehr funktionstüchtige Organe des Menschen einfach, schnell, sicher, billig und unbegrenzt durch die Organe von Tieren ersetzt werden können [6, 18, 20, 34]. Um die Organe eines Schweines auf einen Menschen übertragen zu können, sind zahlreiche genetische Manipulationen notwendig. Diese erfordern einen hohen Arbeits- und Zeitaufwand und sind kostenintensiv. Jede neue Manipulation bringt neue Aspekte zum Vorschein, mit denen niemand gerechnet hätte.
Genetische Manipulationen in diesem Umfang wären weder schnell, noch kostengünstig möglich. Außerdem leiden Tiere unter dem Stress und den „Nebenwirkungen“ der genetischen Manipulation. Doch mit dem Eingriff in ihr Erbgut hört das Leid der Tiere nicht auf. Um der Gefahr einer Infektion des Empfängers mit tierpathogenen Erregern zu entgehen, müsste das Tier in einer keimfreien Umgebung aufwachsen. Das bedeutet in einem abgeriegelten Labor, in völliger Isolation, getrennt von den Artgenossen, ohne jemals an der frischen Luft zu sein und Jahreszeiten zu erleben (was die Entwicklung eines gesunden Immunsystems nicht gerade positiv beeinflusst) [3]. Von artgerechter und ethisch vertretbarer Tierhaltung kann hier keine Rede sein. Und trotzdem wird immer ein Restrisiko bleiben. Viren können sich (und das macht sie so gefährlich) sehr schnell an neue Gegebenheiten (z.B. neue Wirte) anpassen und genetisch verändern [3, 24] Sollte die Verpflanzung von Tierorganen auf den Menschen jemals Realität werden, würden erhebliche Kosten auf das Gesundheitssystem zukommen. Hauptprofiteur ist die Pharmaindustrie. Allein die lebenslange Unterdrückung der körpereigenen Abwehr schlägt pro Patient mit jährlich 15.000 Euro zu Buche [45]. Für ein entsprechend vorbereitetes Schweineherz werden Preise von bis zu 50.000 Euro erwartet [46]. Der Pharmariese Novartis schätzt den Xeno-Markt auf fünf Milliarden Euro und erhofft sich einen Anteil von mehr als der Hälfte [46]. Die in die Xenotransplantation investierten Gelder und personellen Ressourcen wären sinnvoller in Ursachenforschung und einer am Patienten orientierten Präventivmedizin aufgehoben. Das Leid der Tiere (und der Menschen)Ein Patient, dem das Organ eines Schweins transplantiert wird, muss sich auf viele Einschränkungen und Vorschriften einstellen [13]: dazu zählt zum Beispiel, dass sein näheres Umfeld über die Xenotransplantation informiert werden muss, wegen der potenziellen Gefahr einer Infektionserkrankung. Und dazu zählt auch die Zustimmung zu einer lebenslangen medizinischen Überwachung, denn ein „Aussteigen“ aus diesem klinischen Versuch wird nicht möglich/nicht erlaubt sein [13]. Auch Personen aus seinem näheren Umfeld werden wahrscheinlich überwacht werden müssen, selbst wenn der Patient sterben sollte [3, 13]. Dass so etwas schwierig durchzusetzen ist, zeigt eine chinesische Studie: 22 Patienten wurden Inselzellen von Schweinen transplantiert. Insulinunabhängigkeit (und somit eine Heilung) wurde bei keinem von ihnen dauerhaft erreicht. Nach 4-6 Jahren waren die meisten Patienten umgezogen und nicht mehr auffindbar, andere wiederum waren nicht bereit sich noch einmal untersuchen zu lassen [35].
Xenotransplantationsversuche sind mit großem Leid für die Tiere verbunden, das ethisch nicht zu rechtfertigen ist. Sie leiden und sterben an Blutgerinnseln [6, 26, 36], Gefäßrupturen und Infektionen (z.B. Lungenentzündung) [36], sie entwickeln Lungenödeme und bekommen Atemnot [26]. Die transplantierten Tiere sterben an einer Blutvergiftung [11] infolge der aggressiven Immunsuppression oder auch an schweren Blutungen in die Bauch- oder Brusthöhle oder innere Organe wie Lunge, Leber, Herz und/oder Darm [11, 37]. In einer Arbeit über die Geschichte der Xenotransplantation bringt der Autor David K.C. Cooper [15] ein, wie er findet, passendes Zitat aus George Orwells „Farm der Tiere“ an: „Die Tiere draußen blickten von Schwein zu Mensch und von Mensch zu Schwein, und dann wieder von Schwein zu Mensch; doch es war bereits unmöglich zu sagen, wer was war.“ Cooper fügt an: „Ich glaube, dasselbe wird man eines Tages der Arzt sagen können, der einen organtransplantierten Patienten untersucht – der Arzt wird nicht in der Lage sein, zu bestimmen, ob das Organ ein Allograft oder ein Xenograft ist. Irgendwann wird die Allotransplantation nur noch von historischem Interesse sein.“ [15] Solche Aussagen zeigen wie sehr sich die Wissenschaft bereits daran gewöhnt hat, Tiere als bloße Forschungsobjekte und Ersatzteillager zu sehen. Doch vielleicht ist es an der Zeit, zu erkennen, dass Schweine (und alle anderen Tiere) sich grundlegend vom Menschen unterscheiden und trotzdem ein Recht auf ein würdevolles, schmerzfreies Leben haben und nicht als Ersatzteillager missbraucht werden dürfen. Gesunde Lebensführung und moderne Medizin statt TierversucheDie Xenotransplantationsforschung verspricht eine einfache Lösung für komplexe Probleme. Der verengte Blick auf den Austausch defekter Organe versperrt aber die Sicht auf die vielen Facetten des Phänomens „Krankheit“: Ernährung, Arbeits- und Lebensumstände, psychische und soziale Faktoren werden bei dieser mechanistischen Betrachtungsweise ausgeblendet.
Es ist zu befürchten, dass die Menschen bei unbegrenzt zur Verfügung stehenden Ersatzteilen noch sorgloser mit ihrer eigenen Gesundheit umgehen. Die Xenotransplantationsforschung entfernt die Medizin immer weiter von ihrer eigentlichen Aufgabe, Krankheiten vorzubeugen, zu behandeln und zu heilen und dabei den Patienten in seiner Gesamtheit in den Mittelpunkt zu stellen. Durch eine gesündere Lebensführung, z.B. ausgewogene vegetarische oder besser noch vegane Ernährung, Reduzierung des Alkohol- und Nikotinkonsums, weniger Stress und mehr Bewegung könnten Dreiviertel aller Herz-Kreislauftodesfälle und Zweidrittel der Diabeteserkrankungen eingedämmt werden. Zudem gibt es heutzutage moderne, tierleidfreie Methoden, um die Ursachen und Folgen von Erkrankungen zu erforschen und neue Therapieansätze zu entwickeln. Sinnvolle, für den Menschen relevante Forschung lässt sich beispielsweise mit menschlichen Zellkultursystemen, Mikrochips, Bevölkerungs- und klinischen Studien betreiben. Ein weiterer Forschungsansatz ist das sogenannte Tissue Engineering, also die Züchtung von Gewebe aus Zellen auf speziellen Trägermedien. Bisher konnten auf diese Weise schon verschiedene Organe und anatomische Strukturen, wie Harnblase, Luftröhre und Blutgefäße, gezüchtet und Patienten transplantiert werden [38-40]. Bereits in den 80er Jahren gab es erste Versuche eine künstliche Niere aus menschlichen Nierentubuluszellen zu erzeugen, die außerhalb des Körpers das Blut filtern kann. Klinische Versuche zeigten, dass das System sicher ist und funktioniert [39, 41, 42]. Der Vorteil des Tissue Engineering ist, dass hier Zellen des entsprechenden Patienten verwendet werden können. Somit werden die transplantierten Gewebe (und irgendwann vielleicht auch ganze Organe) nicht abgestoßen und die lebenslange, nebenwirkungsreiche Immunsuppression wäre nicht mehr nötig. Die Patienten könnten früher transplantiert werden, wenn sie noch keine oder nur wenig Begleiterkrankungen und somit ein geringeres OP-Risiko haben [39]. Auch ein regenerativer Ansatz des Tissue Engineering ist denkbar: so können zum Beispiel sog. Patches („Flicken“) aus menschlichen Herzmuskelzellen eingesetzt werden, um einen Teil des Herzmuskels, der z.B. durch einen Infarkt zerstört wurde, abzudecken [38]. Von Nutzen sein können hier auch Stammzellen, die in das kranke Herz eingebracht werden. Mehrere klinische Versuche mit Patienten mit Herzinfarkt, chronisch ischämischem (Sauerstoffmangelbedingtem) Herzversagen oder dilatativer Herzerkrankung konnten bereits erste positive Resultate zeigen [43]. Auch die Transplantation von Leberzellen anstatt eines ganzen Organs könnte manchen Patienten mit Leberschäden helfen [38]. Tissue Engineering kann außerdem die Forschung voranbringen: An künstlichen Organen könnten organspezifische Erkrankungen oder Verstoffwechslung und Ausscheidung von Medikamenten untersucht werden [31, 38, 39, 44]. Die moderne Medizin braucht keine Tierversuche, sondern Wissenschaftler und Ärzte, die weiter denken und die moderne Technik, die uns zur Verfügung steht, nutzen, um Patienten in Zukunft besser helfen zu können. Dr. Stephanie Gräwert, Ärztin Quellen[1] Mueller NJ, Barth RN, Yamamoto S et al.: Activation of Cytomegalievirus in Pig-to-Primate Organ Xenotransplantation. Journal of Virology 2002, 4734-4740
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